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Wehenschmerzen

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Frau mit Wehenschmerzen
Foto: Panthermedia/lucidwaters

Wehenschmerzen sind sinnvoll, und doch muss nicht jede Frau sie ertragen. NEW MOM hat Ärzte und Hebammen zu schmerzlindernden Maßnahmen befragt. Im Folgenden einige Pros und Kontras in Sachen Periduralanästhesie & Co.

Bis ein neuer Erdenbürger das Licht der Welt erblickt, können viele Stunden vergehen. Stunden, die meist von heftigen Wehen begleitet sind. In Zeiten von effizienter Schmerztherapie muss das nicht sein, sagen die einen ... Die anderen wiederum sehen durchaus Sinn darin, sich ohne die Segnungen der modernen Medizin durch eine Geburt zu quälen. Wehenschmerzen haben, finden sie, ihre Berechtigung.

„Wehen sind zwar Schmerzen, aber die Einzigen, die etwas Wunderbares hervorbringen“, so Katharina Wallner, seit über 15 Jahren Hebamme. "Eine positive Lebenseinstellung, körperliche Fitness und das Vertrauen in die eigene Frauenpower sind sicher hilfreich, um die körperliche und mentale Herausforderung einer Geburt anzunehmen", ist sie überzeugt.

Der Schmerz geht von der Dehnung der Mutterbänder und der Öffnung des Muttermundes aus. Wenn die Kontraktionen stärker werden, schüttet der Körper Endorphine aus. Dadurch kommt die Frau in einen euphorischen Zustand und kann die Schmerzen besser verarbeiten.

"Darüber hinaus gibt es eine große Palette an Entspannungsmethoden und Schmerzmitteln, falls einer Frau der Wehenschmerz phasenweise zu viel wird und sie diese Unterstützung braucht", weiß die erfahrene Hebamme. "Ein Kind auf die Welt zu bringen ist immer eine großartige Leistung. Mit und ohne Schmerzmitteleinsatz leisten Frauen Unglaubliches!"

BETÄUBTER SCHMERZ

Manche Frauen erleben die Geburtsschmerzen als fürchterlich quälend, schier unerträglich. Es macht ihnen Angst, dem eigenen Körper, den Wehen ausgeliefert zu sein. Der körperliche Schmerz wird in der Folge besonders intensiv wahrgenommen.

"Es gibt heutzutage kein medizinisches Muss, den Wehenschmerz von Anfang bis Ende zu ertragen", meint dazu Dr. Johannes Seidel, Gynäkologe und Geburtshelfer in Wien.

  • Eine Möglichkeit: die Epidural- oder Periduralanästhesie, kurz "PDA". Dabei werden die nach unten ziehenden Nervenstränge blockiert, um das Empfinden in der unteren Körperhälfte auszuschalten. Dank PDA können Frauen heute die Geburt fast schmerzfrei bzw. deutlich schmerzreduziert erleben. Weitere Vorteile, so Dr. Seidel: "Nebenwirkungen oder Komplikationen sind minimal – und Patientinnen können sich oft trotz PDA frei bewegen."
    Allerdings: Im letzten Abschnitt der Geburt ist der Geburtsschmerz durchaus sinnvoll, weiß Dr. Seidel. "Das Ausschalten der Wehenschmerzen durch eine Periduralanästhesie vermag sich hier nachteilig auszuwirken. Die Gebärende kann oft nicht aktiv wehensynchron mitpressen, da sie die Wehen kaum spürt."

VIELE WEGE, EIN ZIEL

Gebärenden mit unerträglichen Wehenschmerzen können Ärzte auch stark wirksame Schmerzmittel in Form einer Infusion verabreichen – sofern die Geburt nicht unmittelbar bevorsteht. "Diese Morphium-Abkömmlinge dämpfen die Schmerzempfindung und machen müde", erklärt Dr. Maria Stammler-Safar, Gynäkologin und Geburtshelferin am AKH Wien. "Vielen Frauen schafft das Entspannung für zwei, drei Stunden, und das hat oft eine gute Wirkung auf die Weite des Muttermundes …"

Aus Sicht der Gynäkologin kann eine Frau die Geburt nur dann als positiv erleben, wenn es dem geburtshilflichen Team gelingt herauszufinden, was speziell für sie notwendig ist: "Die Geburt wird ja oft – etwa in Geburtsvorbereitungskursen – mit dem Gang auf einen Berg, dem Sich-Vorarbeiten zu einem Gipfel verglichen" so Dr. Stammler-Safar. "Nun gibt es aber Gipfel, die man sowohl über einen rasanten Klettersteig als auch über eine gut ausgebaute Forststraße, mit Sessellift oder Gondel erreichen kann. Diskutiert irgendjemand darüber, was davon sinnvoll oder sinnlos ist? Warum sollte also eine Geburt mit bzw. ohne PDA richtig oder falsch sein?" Einerseits ermutigt Stammler-Safar Gebärende, zu ihren individuellen "Wünschen" zu stehen; andererseits weiß sie, dass es für Frauen von großem Vorteil ist, wenn sie offen und flexibel sind: "Denn so wie einem Direttissima-Gipfelstürmer passieren kann, dass ihm die Puste ausgeht und er auf die Forststraße einschwenken muss, kann es auch einer Frau ergehen, die sich eine ganz natürliche Geburt vorgestellt hat und dann, nach stundenlangen Wehen, doch nur mehr mit schmerzlindernder PDA ,weitermachen‘ kann …" Aber nur, wenn der Frau dieser Weg innerlich nicht durch zu viel Ideologie verstellt ist, wird sie die Geburt auch als "geglückt" ansehen können.

PDA, AKUPUNKTUR & CO. - Erfahrungsberichte aus dem Kreisssaal

"Ich habe bei der Geburt meines Sohnes eine PDA bekommen und war total zufrieden damit. Ich bin ein ziemlicher Angsthase, was Nadeln und Spritzen angeht. Aber an das Setzen der PDA habe ich - anders als manche andere Frauen - eine negative Erinnerung. Meine Beine habe ich danach nicht mehr gespürt, pressen konnte ich aber noch selbst".

Bernadette "Schmerzfrei"

"Ob mir die Akupunktur während der Schwangerschaft die Geburt erleichtert hat, kann ich nicht sagen, weil ich sie ja nicht noch einmal ohne wiederholen kann. Jedenfalls hat sie mich jedes Mal sehr entspannt, alleine deswegen würde ich sie mir wieder gönnen".

Barbara "Entspannend"

"Eine entspannte Atmosphäre, vertraute Menschen, Ruhe und eine positive Grundeinstellung: Das alles gehört zu den Rahmenbedingungen, die für viele Gebärende hilfreich sind. Als Hebamme bestärke ich Frauen, ihre weibliche Kraft voll und ganz zu entfalten. Schließlich wird bei einer Geburt nicht nur ein Kind geboren, sondern auch eine Mutter. Ich beobachte den Geburtsprozess und unterstütze, wenn es nötig ist. Unterschiedliche Positionen können eine Geburt sehr positiv beeinflussen. Ebenso wichtig ist es aber, die Wehenpausen zur Erholung zu nützen. Angebote wie entspannende Bäder, Wärmeauflagen oder Massagen werden von vielen Gebärenden sehr gerne angenommen."

Hebamme Katharina Wallner "Vertrautheit"

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