SCHWANGERSCHAFT
Baby glücklich

Körperpflege in der Schwangerschaft

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Schwangere Körperpflege
Foto: Panthermedia/inarik

Die Schwangerschaft ist eine Zeit großer körperlicher Veränderungen und hormoneller Umstellungen. Für diese Monate sind daher gute Pflege und unbedenkliche Produkte gefragt.

Beim Reizwort "Schwangerschaftsstreifen" bekommen die meisten Frauen eine Gänsehaut. Selten wird das Bindegewebe auf eine so harte Probe gestellt wie in den letzten Wochen der Schwangerschaft. Allzu oft kommt es nun zu Einrissen der elastischen Fasern der Lederhaut. Neben der Zunahme des Bauchumfangs ist dafür das Hormon Gestagen verantwortlich. Es vermindert die Fähigkeit der Fasern, die Haut nachgiebig zu machen und adäquat auf das Größenwachstum von Bauch und Brust zu reagieren.

Zur Pflege der "streifengefährdeten Gebiete" empfehlen sich feuchtigkeitsspendende Kosmetikartikel, Jojoba- oder Mandelöl. Besonders wirksam ist eine aktivierende Zupfmassage beim Auftragen; sie regt die Durchblutung des Gewebes an. Dabei zieht man kleine Hautstellen sanft zwischen Daumen und Zeigefinger hoch, um sie nach einigen Sekunden wieder loszulassen.

Auf diese Weise sollen Bauch, Po, Oberschenkel und die Brust massiert werden. Eine bessere Durchblutung lässt sich auch mit Wechselduschen und durch Bürstenmassagen erzielen. Gut zu wissen: Die manuellen Anwendungen haben erwiesenermaßen eine größere Wirkung als die Pflegeprodukte selbst.

Sonnenschutz

Sonne leistet Pigmentflecken Vorschub und wirkt sich auf die Bildung von Schwangerschaftsstreifen aus. UVA-Strahlen zerstören nämlich die elastischen Fasern der Haut und verstärken dadurch den Effekt auf das ohnehin strapazierte Gewebe. Die Sonnenseiten der Schwangerschaft sollten daher nur unter Einsatz eines angemessenen Lichtschutzes genossen werden.

Doch die Wahl des richtigen Sonnenschutzes in der Schwangerschaft ist eine Wissenschaft für sich. Grundsätzlich unterscheidet man:

  • Sonnenschutzfilter auf mineralischer Basis aus Titan- und Zinkoxid
  • sowie chemische Sonnenschutzfilter.

Beide haben Vor- und Nachteile:

  • Chemische Filter ziehen in die lebende Haut ein und wandeln die Strahlung dort in Wärme um.
    Studien zufolge konnten sie sogar in der Muttermilch nachgewiesen werden. Anders als die mineralischen Filter verursachen sie zudem häufig Allergien.
  • Mineralische Filter hingegen dringen nicht in die lebende Haut ein, sondern wirken wie kleine Spiegel, die das Sonnenlicht reflektieren.
    Der Nachteil: In Mikropartikelgröße ziehen sie nur schwer ein, fühlen sich klebrig an und können einen weißen Film auf der Haut hinterlassen. Um dem zu entgehen, verwenden viele Sonnenschutzhersteller Titan- und Zinkoxid in Nanogröße. Grundsätzlich soll das sicher sein. Nachsatz: solange derartige Cremes nicht auf beschädigte Haut gelangen. Allerdings ist diese spätestens dann nicht mehr intakt, wenn man einen Sonnenbrand hat oder sich beim Rasieren schneidet. Tatsächlich ist die Nanotechnologie nach wie vor Gegenstand der Forschung und steht zunehmend unter Kritik.
  • Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt daher physikalische Filter auf Mikro- statt Nanobasis. Die ziehen nicht so schnell ein, und bei LSF 30 ist Schluss. Zu wenig, um in der glühenden Mittagshitze zu braten ... was aber, Schwangerschaft hin oder her, ohnehin tabu sein sollte!

Der Qual der Wahl zum Trotz kommt Sonnenschutz höchste Priorität zu, denn der Nutzen übersteigt die Risiken deutlich! Allerdings wiegen sich jene, die sie verwenden, meist in absoluter Sicherheit und bleiben viel zu lange in der Sonne. Doch kein Sonnenschutz wirkt perfekt. Grundsätzlich ist die Schwangerschaft ohnedies nicht die Zeit für ausgedehnte Sonnenbäder.

Daher: viel im Schatten bleiben und die empfindliche Haut mit Stoff abdecken. Das ist billig, nebenwirkungsfrei und kreislaufschonend. Der Griff zum Selbstbräuner ist übrigens in der Schwangerschaft keine Alternative: Denn was dabei Farbe auf die Haut zaubert, ist Dihydroxyaceton (DHA). Und das kann unter Hitze Formaldehyd abspalten, einen krebsverdächtigen Gefahrenstoff. "Ökotest" wies jüngst in fast allen getesteten Selbstbräunern Formaldehyd oder Abspalter davon nach. Schwangere sollten also besser nach nobler Blässe streben!

Schwangere am Meer
Kein Sonnenschutz wirkt perfekt.Daher: viel im Schatten bleiben.
Panthermedia/Iko (YAYMicro)

Haut und Haare

Die Haare sind in der Schwangerschaft oft besonders prächtig. Gut so, denn nun sollten sie naturbelassen bleiben, in den ersten drei Monaten keinesfalls gefärbt werden und jedenfalls nur mit milden Shampoos ohne Salicylsäure oder Teer in Kontakt kommen. Denn in dieser sensiblen Zeit der Organentwicklung des Kindes lässt sich nicht ausschließen, dass die Chemikalien für das Baby schädlich sind.

Wie gut, dass die Natur unbedenkliche Alternativen bereithält:

  • Spülungen mit Brennnesseltee lindern Schuppen oder Juckreiz der Kopfhaut,
  • und auch mit Pflanzenfarben kann man Farbe ins Leben bringen. Allerdings empfiehlt sich auch hier ein genauer Blick auf die Inhaltsstoffe. Denn nicht alles, was sich Pflanzenfarbe nennt, ist auch eine ...

Finger weg von Nagellack und Nagellackentfernern? Nicht unbedingt, denn obwohl sie Lösungsmittel, Weichmacher oder Formaldehyd enthalten können, gelten die meisten Produkte in geringen Mengen als unbedenklich.

  • Ihre Dämpfe sollten aber nicht eingeatmet werden.
  • Nagelstudios also besser meiden,
  • beim Lackieren gut lüften
  • und beim Entfernen zu acetonfreien Mitteln greifen.

Viele Schwangere leiden unter unreiner Haut. Pusteln und Pickel sprießen, nicht selten entwickelt sich sogar Akne – in diesem Fall sollte man unbedingt einen Hautarzt aufsuchen. Dazu kommt, dass die werdende Mutter viele gewohnte Produkte durch die Hormonumstellung nicht so gut verträgt. Das ändert sich meist im letzten Schwangerschaftsdrittel, spätestens aber, wenn das Baby geboren ist und sich der Hormonhaushalt wieder umstellt. In der Schwangerschaft sollte man jedenfalls milde Pflegelinien verwenden und auf eine gesunde Ernährung achten.

Viele werdende Mütter sind verunsichert, wenn es um Anwendungen und Inhaltsstoffe von Pflege- und Kosmetikprodukten geht. Schließlich gelangen fast alle Stoffe, die von der mütterlichen Haut aufgenommen werden, schlussendlich über die Nabelschnur zum Baby. Es lohnt sich also, auf die Inhaltsstoffe eines Produktes zu achten oder zu zertifizierter Naturkosmetik zu greifen.

Doch auch hier gilt es, eines zu beachten: Der Begriff "Naturkosmetik" ist nicht geschützt! Einzig der Blick auf das Kleingedruckte verrät, ob auch wirklich Mutter Natur enthalten oder eher der Wunsch Vater des Gedankens ist

Autorin

Katharina Wallner ist Hebamme, Pädagogin und freie Journalistin. Sie betreut Familien in der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett. Außerdem unterrichtet sie seit 2014 an der Fachhochschule FH Campus Wien im Studiengang Hebammen.

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