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Sonnencreme - Warum man auf den Filter achten sollte!

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Kind mit Sonnenschutz
Foto: Panthermedia/linavita

Sonne ist gesund. Sie hebt unsere Laune, ist notwendig zur Vitamin-D-Produktion und beugt sogar Kurzsichtigkeit vor. Ein Zuviel davon schadet aber unserem Immunsystem, lässt die Haut frühzeitig altern und führt schlimmstenfalls zu Hautkrebs. Wie schützt man sich also am besten vor zu intensiver Sonnenstrahlung ... ohne die Umwelt zu belasten?

VIEL HILFT VIEL

Noch vor wenigen Jahren war die Entscheidung einfach: Irgendein Sonnenschutzmittel mit möglichst hohem Lichtschutzfaktor, großzügig auf die Haut aufgetragen, sollte alle unerwünschten Folgen des Sonnengenusses verhindern.

SONNENSCHUTZFILTER

Grundsätzlich stehen bei Sonnenschutzprodukten zwei verschiedene Arten zur Verfügung:

  • chemische Filter, die in die Haut eindringen und durch eine chemische Reaktion die UV-Strahlung in Wärme umwandeln
  • oder Sonnenschutzfilter auf physikalischer Basis, die an der Hautoberfläche haften bleiben und wie kleine Spiegel das UV-Licht reflektieren und damit von der Haut abhalten.

Kein Licht ohne Schatten...

BEIDE SYSTEME HABEN VOR- UND NACHTEILE

  • Gerade die chemischen Filter sind in Verruf geraten, weil sie vor allem früher zu schweren Allergien geführt haben. Bei modernen Produkten ist das Problem weitgehend gelöst, allerdings stehen chemische Filter im Verdacht hormonell wirksam zu sein, weswegen sie laut Deutscher Haut- und Allergiehilfe e.V nicht für Babys und Kinder zu empfehlen sind. Laut einer aktuellen Studie der US-Gesundheitsbehörde FDA können die Filter Oxybenzon und Octocrylen noch bis zu 30 Stunden nach dem Eincremen im Blut nachgewiesen werden.

  • Sonnencremen auf physikalischer Basis verwenden Titan- oder Zinkoxid als Filter. Titanoxid ist ein ungiftiges weißes Pulver, das aus Titanerz, einem natürlich vorkommenden Gestein, gewonnen wird und vor allem als Lebensmittelfarbe für Kaugummis etc. zum Einsatz kommt. Zink wird ebenfalls aus einem Erz gewonnen und findet durch seine wundheilenden, adstringierenden und desinfizierenden Eigenschaften vor allem in Heilsalben Verwendung. Zu Mikropartikel vermahlen versprechen beide Substanzen wirkungsvollen Sonnenschutz, allerdings hinterlassen sie den unterwünschen "Weiß-Effekt", weil sie eben nicht in die Haut einziehen. Darum ist man in der Kosmetik dazu übergegangen, diese Metalloxide in Form von Nanopartikeln einzusetzen; das sind winzig kleine Teilchen, die sich unsichtbar auf der Haut verteilen lassen. Bis heute wird allerdings diskutiert, ob nicht diese winzigen Partikel, vor allem bei geschädigter Haut, auf unerwünschte Weise in den Körper eindringen können. Auf Nachfrage bei der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wird allerdings die Unbedenklichkeit dieser beiden Substanzen auch in Nanopartikel-Größe bestätigt.

In modernen Sonnenschutzmitteln kommen oft beide Filtersysteme zum Einsatz, um einen möglichst umfangreichen Sonnenschutz bei maximalem Komfort zu erreichen. Auch wenn Sonnencremes etc. nicht ganz unumstritten sind, ist ihr Risiko weit geringer, als sich ungeschützt der Sonne auszusetzen. Eincremen bleibt also nach wie vor die Devise.

SONNENCREME ALS MEERESKILLER

Ein Aspekt, der bisher in allen Diskussionen und Konsumententests keine Berücksichtigung gefunden hat, ist die Umweltverträglichkeit von Sonnenprodukten. Wer kennt sie nicht, die bunten Ölschlieren auf der Wasseroberfläche von Seen oder am Meer?

Gerade die chemischen Filter Octocrylen und das bereits wenig verwendete Oxybenzon führen zu massiven Schäden und in Folge zum Absterben von Korallenriffen und zu Erbgutveränderungen bei Fischen. Allerdings kann auch Zinkoxid in Nanopartikel-Größe zur Korallenbleiche und damit zum Absterben führen. In Mexiko sind Sonnencremen mit diesen Inhaltsstoffen bereits verboten. In der EU gibt es derzeit leider keine verpflichtenden Tests für die Umweltverträglichkeit von Sonnenschutzprodukten.

 

SONNENSCHUTZ HAUTVERTRÄGLICH, SICHER UND UMWELTFREUNDLICH

In Flugzeugen nach Hawaii werden Proben einer Sonnencreme verteilt, die sogenanntes Non-Nano-Zinkoxid als Wirkstoff enthält, das heißt Zinkoxid in Mikro- anstatt Nanopartikel- Größe. Auch hierzulande bieten immer mehr Hersteller Sonnenschutzprodukte mit physikalischen Filtern in "non-nano"-Formulierung an (z. B. Weleda, Ringana, Lavera).

Können diese Sonnencremen der Kompromiss zwischen Haut- und Umweltschutz sein? Jein!

Einerseits geht man mit einem "non-nano"- Produkt gesundheitlich und umweltmäßig auf Nummer sicher, andererseits verfügen diese Produkte oft "nur" über einen Lichtschutzfaktor von 20 bis 25, weil andernfalls der "Weißel-Effekt" eintritt. Selbst wenn bei LSF 20 bereits 95% des UV-Lichts gefiltert werden (bei LSF 50 sind es 98%), reicht das möglicherweise nicht für alle Personengruppen als Schutz aus.

VERNUNFT WALTEN LASSEN

Generell plädiert Frau Dr. Gerrit Schlippe, Dermatologin und Leiterin des Instituts Dermatest in Münster, aber für einen vernünftigeren Umgang mit der Sonne. So findet sie es paradox, sich mit Sonnenschutzfaktor 50 eingecremt in Sicherheit zu wiegen und zu glauben, man könne jetzt 50-mal länger in der Sonne bleiben als ohne Schutz. Diese Werte sind theoretisch errechnet, gibt sie zu bedenken.

"In den Tests wird mit vierzig bis fünfzig Milliliter Sonnencreme pro Ganzkörper-Eincremung kalkuliert, d.h. die Packung wäre nach ca. fünf Anwendungen leer. Das ist unrealistisch." Sinnvoll wäre vielmehr, "sich mehr mit lockerer Kleidung vor der Sonne zu schützen, vor allem beim Schnorcheln oder beim Wassersport und die Zeiten der maximalen Sonneneinstrahlung zwischen 11:00 und 15:00 Uhr zu meiden oder im Schatten zu verbringen."

Dr. Gerrit Schlippe

Fixer Bestandteil des Sonnenschutzes sollten außerdem ein breitkrempiger Hut und eine Sonnenbrille mit UV-schützenden Gläsern sein.

Kinder spielen im Sand
Panthermedia/shalamov

DER LICHTSCHUTZFAKTOR

Grundsätzlich vervielfacht der Lichtschutzfaktor die Eigenschutzzeit der Haut, also die Zeitspanne, die man ohne Vorbräunung in der Sonne bleiben kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, um die angegebene Zahl. Wenn die Eigenschutzzeit fünfzehn Minuten beträgt und die Sonnencreme einen LSF von 10 aufweist, kann man daher 150 Minuten in der Sonne bleiben. Theoretisch.

Praktisch spielen viele Faktoren eine Rolle:

  • die Tageszeit
  • die Vorbräunung
  • die Menge des verwendeten Sonnenschutzmittels
  • aber auch die geografische Position.

So ist die UV-Belastung auf den Bergen um vieles höher als im Tal, Wasser und Sand können die Sonneneinstrahlung um 85% verstärken u.v.m. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt daher einen höheren Sonnenschutz als für den Hauttyp grundsätzlich angegeben. Der beste Schutz ist allerdings vernünftiges Verhalten, richtige Kleidung und das Vermeiden von direktem Sonnenlicht - der Haut und der Umwelt zuliebe.

"Wasserfest" heißt nicht wirklich wasserfest

  • "Wasserfest" dürfen sich Sonnenprodukte nennen, die nach zweimaligem zwanzigminütigem Schwimmen noch 50 Prozent des Sonnenschutzes bieten. D.h. Nachcremen ist auf jeden Fall angesagt.
  • Außerdem Sonnencreme eine halbe Stunde vor dem Schwimmen auftragen und trocknen lassen, das schont Haut und Wasser.

Vernünftiger Umgang mit der Sonne

Babys bis zu einem Jahr sollten nie der prallen Sonne ausgesetzt und nicht mit Sonnenschutz eingecremt werden. Bei Kleinkindern eher die physikalischen Filtern wählen, aber
nicht in Sprayform, um ein Einatmen zu vermeiden.
Auch Hausverstand ist gefragt: Die Zeit der maximalen Sonneneinstrahlung zwischen 11 und 15 Uhr lieber im Schatten verbringen, lockere Kleidung als Sonnenschutz verwenden und die Ausrüstung um einen breitkrempigen Hut und eine Sonnenbrille mit UV-schützenden Gläsern erweitern. Außerdem bedenken: Der Lichtschutzfaktor (LSF) gibt an, um welchen Faktor die Eigenschutzzeit verlängert wird – ein weiteres Eincremen verlängert diese Zeit nicht nochmals!

Brauchen Haare Sonnenschutz?
„Haare sind an sich totes Material, Keratinfäden, und benötigen daher keinen Sonnenschutz“, Allerdings trocknen Haare in der Sonne aus und brauchen daher mehr Pflege. Haaröle wie das bewährte Klettenwurzelöl oder Arganöl können diesbezüglich gute Dienste leisten.

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