Scheidenpilz - neue Behandlung
von Elisabeth Sorantin

Endlich eine wirksame Behandlung von Scheidenpilz
Fünf bis zehn Prozent aller Frauen zwischen 15 und 65 Jahren leiden trotz Behandlung an wiederkehrenden Scheidenpilzinfektionen - für die Betroffenen eine große Belastung. Die Firma ProFem hat sich dieses Problems angenommen. Ein neuartiges Medikament mit dem Arbeitstitel "Candiplus®" könnte schon im Jahr 2020 zugelassen werden. NEW MOM sprach mit der Firmengründerin Dr. Marion Noe-Letschnig.
NEW MOM: Wie kommt es, dass dieses Thema bisher nicht aufgegriffen wurde?
DI DDR. Marion Noe-Letschnig:
Die industrielle Pharmaforschung ist primär auf große Themen konzentriert, die einen kommerziellen Erfolg erwarten lassen. Das sind vor allem lebensgefährliche Erkrankungen wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im akademischen Bereich geht es in der Biomedizin vor allem um neuartige Therapieformen. Die eigentliche Pharmaforschung ist von der Grundlagenforschung bestimmt und sucht in erster Linie nach neuen Targets. Das Interesse geht eher selten von Beobachtungen an Patienten und deren akuten Bedürfnissen aus. Außerdem ist es schlicht so, dass Männer den Leidensdruck von Frauen mit wiederkehrenden Scheidenpilzinfektionen nicht nachvollziehen können und dass sich Forschungsteams oft nicht mit praktischen Fragen beschäftigen. Scheidenpilz ist immer noch ein Tabuthema, die Betroffenen leiden still. In groß angelegten Befragungen wurde festgestellt, dass das subjektive Wohlbefinden von Frauen, die an chronifizierten vaginalen Pilzinfektionen leiden, deutlich schlechter ist als das von gesunden und ähnliche Werte erreicht wie bei Vorliegen von Asthma oder COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Als praktizierender Frauenärztin ist es mir ein Anliegen, Therapien für "vergessene Frauenleiden" zu entwickeln - und unser erster "Kandidat" war der Scheidenpilz.
NEW MOM: Was haben Sie herausgefunden?
DI DDR. Marion Noe-Letschnig:
Die entscheidende Erkenntnis ist zu verstehen, wie eine Pilzbesiedelung zur Pilzinfektion wird. In und auf jedem Körper befinden sich bekanntlich ständig Pilze, die nicht virulent werden, solange das Biotop nicht gestört wird. Begünstigende Faktoren für den Ausbruch einer vaginalen Pilzinfektion sind die mechanische Reizung beim Sex, der pH-Wert der Samenflüssigkeit, Stress und ein hoher Progesteronspiegel - wie vor der Regel und in der Schwangerschaft. Das ist so, weil Progesteron eine immundämpfende Wirkung hat - der Embryo darf ja nicht als Fremdkörper abgestoßen werden. Diese begünstigenden Faktoren führen dazu, dass die Pilze aufgrund einer lokalen Entzündungsreaktion ihr Wachstumsverhalten ändern und mit der Bildung aggressiver Adhäsionsmoleküle beginnen. Außerdem regen sie die körpereigenen Zellen dazu an, ebenfalls Anhaftungsmoleküle zu bilden, bis ein ganzer Biofilm entstanden ist, der noch dazu in tiefere Schleimhautschichten eindringt. Das kann übrigens auch bei völlig intakter bakterieller Scheidenflora passieren. Ein herkömmliches Antimykotikum kann durch den Biofilm anhaftende ruhende Kolonien nicht von der Schleimhautoberfläche ablösen. Deswegen flammen die Infektionen so schnell wieder auf, was oft mit Resistenzen auf den Wirkstoff verwechselt wird. Unser Ansatz war nun, das Antimykotikum mit einem sicheren Wirkstoff zu kombinieren, der den Anhaftungsprozess unterbricht.
NEW MOM: In welcher Darreichungsform wird es "CANDIPLUS®" geben?
DI DDR. Marion Noe-Letschnig:
Als Creme, denn das ist die optimale Form, um eine gute Wirkstoffverteilung zu gewährleisten und die gereizte Schleimhaut zu beruhigen.
NEW MOM: Ab wann wird "CANDIPLUS®" verfügbar sein?
DI DDR. Marion Noe-Letschnig:
Wir haben bereits fast alle relevanten klinischen Studien abgeschlossen und arbeiten derzeit an der Optimierung der Verträglichkeit der Creme: Wie hoch muss die Wirkstoffkonzentration sein, damit die Creme wirksam ist, und wie gering muss sie sein, um Reizungen zu vermeiden? Was ist der optimale Freisetzungsmechanismus? Wir rechnen mit der Markteinführung 2020.
NEW MOM: Ist "CANDIPLUS®" auch für Schwangere geeignet?
DI DDR. Marion Noe-Letschnig:
Ja, das ist es. Es ist sogar so sicher, dass wir auch Schwangere zu unserer letzten klinischen Studie einladen, die in Kürze startet. Details finden Sie dann auf unserer Homepage www.profem.at.